Kompetenz und Kooperanz - Zusammenarbeit

Kompetenz und Kooperanz

Wenn wir von „Kompetenz“ sprechen, dann ist das gemeinhin ausschließlich positiv besetzt: Ein Mensch, dem wir eine besondere Kompetenz zusprechen, „kann“ etwas. Er oder sie fällt durch erwähnenswerte Fähigkeiten auf und wird dadurch zu etwas Besonderem. Und das ist doch was: Etwas Besonderes sein, oder?

Genau besehen kommt das Wort Kompetenz vom lateinischen „competere“. Übersetzt in die heutige Alltagssprache reichen die Bedeutungsvarianten von „sich hervortun“ bis „wetteifern“. „Kompetenz“ hat also durchaus auch einen aggressiven Beigeschmack.

Aggression. Wieder so ein Wort aus dem Lateinischen. „ad-crescere“ soll der Ursprung dieses Wortes sein, klingt es noch aus dem Lateinunterricht von anno dazumal nach: „hinzukommen, anwachsen, anschwellen“.

So verstanden ist Kompetenz also Frucht von Engagement, intensiver Auseinandersetzung, tatkräftigem Hinlangen … und handfestem Durchsetzungsvermögen.

So weit so gut. Möge der oder die Bessere gewinnen. Allerdings hat die Sache einen Haken.

Oder vielleicht sogar mehrere.

Warum Erfahrung das Risiko für Fehlentscheidungen erhöhen kann

Unter diesem Titel wurde unlängst auf der Facebook-Seite der Plattform Psyche und Arbeit ein Artikel geteilt, in dem auf zwei Probleme hingewiesen wurde:

Die Illusion von Kontrolle.

Wer sich eine gewisse Kompetenz erarbeitet und erstritten hat, läuft Gefahr in die Selbstüberschätzungs-Falle zu laufen. Meist haben Erfolge viele Mütter und Väter, von denen die wenigsten auch nur bekannt sind.

Mir fällt dazu ein Würstelstand ein, dessen Besitzer überzeugt war, die besten Würstel der Stadt zu verkaufen. Nun ist Geschmack bekanntlich Geschmacksache. Dass er den Preis für seine Ware deutlich über dem des Mitbewerbs ansetzen konnte, dürfte aber doch mehr seinem Standort direkt am Parkplatz der Touristenbusse zu verdanken gewesen sein …

Die Verwechslung von Erfahrung und Expertise

Expertise entsteht durch Ausprobieren von Neuem und gezieltes Lernen aus den Ergebnissen. Wer lediglich seine Routinen optimiert wird sicher versierter in der Umsetzung, dadurch aber mit Sicherheit nicht zum Experten.

(Allzu) Kompetente Menschen machen Ihr Team kaputt

In zunehmend komplexer werdenden Systemen hat das Modell der kompetenten Persönlichkeit seinen Wirkungsgrad rasch ausgeschöpft. Auf Dauer ist es weder sinnvoll noch besonders motivierend, wenn in einem Vertriebsteam geklärt ist, wem hier „Kompetenz“ zugebilligt wird … und wem nicht.

Mögen Herr Umsatzbringer und Frau Deckungsbeitrag in den wöchentlichen Meetings noch so attraktiv und schillernd erscheinen, wenn sie mit redlich verdienten, hervorragenden Verkaufszahlen brillieren – allzu rasch wird aus den vermeintlichen Zugpferden in Tat und Wahrheit ein erstaunlich lähmender Faktor, der die Entwicklung des Unternehmens in erschreckendem Ausmaß blockiert.

Wo wir uns selbst an vermeintlichen TOP-Leistungen messen definieren wir uns immer als Prozentsatz des Möglichen. Pardon – des für uns selbst Unmöglichen.

Genau darin liegt eine enorme Entwicklungsbremse. Statt Neues zu wagen – mit dem Risiko des Versagens, aber auch der Chance auf Erkenntnisgewinn – geben wir uns mit einer vermeintlichen Mittelmäßigkeit zufrieden, in der wir uns immer in respektvoller Relation zur vermeintlichen „best practice“ definieren.

Doch jede heutige best practice war in ihren Jugendjahren eine wirre Idee, an die meist nur ein paar Spinner wirklich glauben konnten.

Wer sich (zu sehr) an kompetenten Kolleginnen und Kollegen orientiert, degradiert sich selbst zur Gewächshaus-Tomate statt sich unter dem direkten Einfluss von Sonne, Wind und Regen zu einer robusteren Version seiner selbst zu entwickeln.

Was also tun mit all der Kompetenz?

„Es tut mir aufrichtig leid, dass ich meine Arbeit in der doppelten Geschwindigkeit und mit deutlich besseren Ergebnissen erledige als Sie!“ – entgegnete die brillante Key-Account-Managerin eines bekannten Stahlhändlers schnippisch, als sie von einem Kollegen dezent darauf hingewiesen wurde, dass sie mit ihrem außergewöhnlichen Quartalsergebnis eine ziemliche Unruhe in der Kollegenschaft ausgelöst habe. Man befürchte eine nochmalige Erhöhung der Verkaufsziele und wisse wirklich nicht, wie damit umzugehen sei.

Geschichten wie diese sind in fast jedem Unternehmen bekannt: Da entwickelt sich – mitunter recht plötzlich – eine Person oder ein Markt oder beides gleichzeitig. Die Versuchung, das Glück klar und eindeutig zu begründen und genau die drei oder vier relevanten Faktoren zu identifizieren, die den Erfolg als logische Konsequenz des richtigen Tuns erscheinen lassen. Die Versuchung, das eigene Zutun zum Erfolg größer und die günstigen Umstände unbedeutender erscheinen zu lassen. Die Versuchung, den Erfolg einer steuerbaren Größe zuzubuchen. – Diesen Versuchungen nicht zu erliegen, sondern selbstkritisch Zusammenhänge verstehen und weitere, neue ganz anders gelagerte Chancen zu ergreifen: Das wäre es, worum es ginge.

Es ist nicht alles Gold was glänzt

Von der brillanten Key-Account-Managerin war vorher die Rede. Von ihrem hervorragenden Quartalsabschluss und ihrer etwas frechen Art, die eigene Leistung in den Vordergrund zu stellen. Eindeutig schwingt in ihrem als scheinbare Entschuldigung verpackten Sarkasmus die Aufforderung mit: „Schau, dass du endlich auch in die Gänge kommst, dann geht hier wirklich was weiter …“

Nicht die Rede war von den persönlichen Problemen und Motiven dieser brillanten Dame. Von ihren Beziehungsproblemen und den Schulden, die sie sich durch eine allzu ambitionierte Spekulation aufgehalst hatte und jetzt durch ihren gewaltigen Einsatz wieder in den Griff zu bekommen gedachte.

Nicht die Rede war auch von dem glücklichen Umstand, dass dieser eine von ihr betreute Großkunde gerade einen außergewöhnlich großen Auftrag abzuwickeln hatte – mit dementsprechendem Materialbedarf.

Individuelle Erfolgsmuster – vielfältig wie das Leben

„Was treibt dich eigentlich an, deinen Hintern jeden Tag da hinaus zu bewegen und deine Kunden zu betreuen: Bedarf zu erheben, Chancen zu erkennen, Angebote zu machen – und zu verkaufen?“

„Worum geht es dir wirklich, wenn du deine Kundschaft fragst, ob sie mit deiner Leistung zufrieden ist. Wenn du auslotest, wo noch Verbesserungen möglich wären und wenn du um eine Empfehlung bittest?“

„Wie bist du denn zu diesem Auftrag tatsächlich gekommen? In welchen Netzwerken bewegst du dich, wie packst du es an, worauf achtest du und woran erkennst du, dass es sich lohnt, sich für einen Kunden wirklich einzusetzen?“

Wer es sich zur Gewohnheit macht, sich – auch in den erfreulichen Erfolgsphasen – ernsthaft mit derartigen Fragen auseinander zu setzen, wird mit der Zeit erkennen, wie verschlungen, höchst individuell und manchmal geradezu beliebig die Wege zum Erfolg sein können. Bei allem Respekt vor der hohen Schule des Verkaufs laufen die wirklichen Erfolgsstorys doch zumeist völlig unorthodox über scheinbare Nebengeleise und generieren Mehrwert, während die Kollegenschaft sich noch in den Phasen des Verkaufsgesprächs schulen lässt.

Kooperanz

Ok, ich gebe es zu: Den Begriff „Kooperanz“ gibt’s nicht – noch nicht jedenfalls. Es sollte ihn aber geben. Lassen Sie uns darunter die Fähigkeit verstehen, das am eigenen Leib Erfahrene mit anderer Menschen zu teilen und dadurch Gemeinsames, Neues entstehen zu lassen.

Persönlichkeiten mit etwas Distanz zu ihrem verständlichen Wunsch, etwas „Besonderes“ zu sein, können ihre Erfolge und Misserfolge offen und tiefgründig diskutieren. Sie werden damit zur Inspiration und Herausforderung für ernsthaftes und begeisterndes Engagement im Team – Vorbild auch mitunter, für kurze Zeit.

Denn wie schon Marlon Brando wusste: „Nur wer seinen eigenen Weg geht, kann von niemandem überholt werden.“ Wichtig ist, dass jede und jeder einen stimmigen Weg zum Kunden geht – und der kann sehr unterschiedlich gestaltet sein. Gerade in turbulenten Zeiten wird ein Team dadurch bedeutend stabiler und robuster gegenüber den Unwägbarkeiten nur noch schwer kalkulierbarer Märkte.

Durch wen und auf welchem Weg die in der Folge auch betriebswirtschaftlichen Erfolge letztlich generiert werden, sollte unter derartigen Umständen erst in zweiter Linie wichtig sein.

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Erfolg - Ein Leuchtschriftzug "Go up and never stop"

Erfolg – und so.

Wir wissen heute nicht mehr, was Erfolg ist. Jedenfalls nicht, wenn wir der Sache wirklich auf den Grund gehen.

Klar: Gesundheit, Geld, Anerkennung, Freunde und Familie – wie man’s halt so haben will. Zwei Mal im Jahr Urlaub, mindestens – und zwar an möglichst exotischen Orten. „Das Übliche“ kennt man … oder meint es zu kennen.

Auto, Unterhaltungselektronik, Kleidung, Freizeit. Selbst Spazierengehen oder Radfahren ist nicht mehr so einfach wie früher. Wir brauchen dafür … Goretex zumindest. High-Tech-Oberbekleidung. Spezialunterwäsche.

Gleichzeitig werden wir heute einer Langzeitstudie zufolge um 10 Jahre früher dement, neurologische Krankheiten sind stark zunehmend und im Alter von 75+ haben sie sich praktisch verdoppelt.

Zumindest in der westlichen Welt.

Erfolg

Nüchtern betrachtet ist „Erfolg“ das, was auf unser Tun und Sein er-folgt. That’s it. Somit sind wir alle „erfolgreich“. Die Welt will Sieger sehen, und das sind wir – jedenfalls seit damals, als sich in diesem orgastischen Wettrennen genau die Samen- und Eizelle miteinander verbanden, aus der wir entstanden sind.

Aber.

Dieses Prickeln. Das volle Engagement und die Bereitschaft, auch noch das Letzte für ein lohnenswertes Ziel herzugeben … das haben wir irgendwie verlernt, oder?

Begeisterung

In Gesprächen mit Unternehmern, Führungskräften und engagierten Mitarbeitenden ist sie immer wieder anzutreffen. Die Begeisterung für eine Sache – ein spezielles Verfahren oder Produkt. Für eine Zielgruppe, die ihnen tatsächlich am Herzen liegt.

Für vordergründigere Dinge auch. Geld einfach nur. Das Aufrechterhalten eines Status. Das Vorrücken auf einer Rangliste.

Über die Tragfähigkeit dieser Ziele arbeite ich mit ihnen. Über das Vertiefen und Fundamentieren dieser Ziele auch. Denn die Ambitioniertesten kennen noch nicht das Gefühl, „alles erreicht und nichts gewonnen“ zu haben.

Sie engagieren sich über Jahr(zehnt)e für Ihre Sache … und fallen in ein tiefes Loch, wenn sie vermeintlich am Gipfel ihrer Karriere angekommen sind.

Spätestens beim dritten Sportwagen kommt dieses schale Gefühl: Und das soll’s gewesen sein?

Einfacher haben’s die, die sich engagieren um des Engagements willen. Sie finden immer etwas, auf das sie ihre Kräfte bündeln können. Die Atomenergie, Windkraft, Verkehrsbelästigung.

Lohnenswerte Ziele

Wie lohnenswert ein Ziel tatsächlich ist, darüber lässt sich mit ein paar einfachen Fragen recht rasch eine Orientierung verschaffen:

Stell dir vor, du hättest das Ziel soeben erreicht.

Ist es jetzt tatsächlich besser – oder hast du mit deiner Zielerreichung nur ein neues Problem in die Welt gesetzt?

Ist es jetzt tatsächlich besser – oder hast du dir einfach einen Vorteil zum Nachteil Anderer verschafft?

Wenn du beide Fragen mit „Ja, es ist jetzt besser“ beantworten kannst: Werden dem auch Menschen zustimmen, die dir nicht besonders nahe stehen? Und solche, die dir ablehnend gegenüberstehen?

Ob ein Ziel tatsächlich lohnenswert ist, lässt sich also gar nicht so schwer überprüfen.

Etwas herausfordernder ist es, ein wirklich lohnenswertes Ziel zu finden.

Aber dafür gibt es ja erfreulicher Weise qualifizierte Coaches, die dich dabei unterstützen können.

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love to learn - was dein Lebenslauf über dich aussagt

Der Lebenslauf – und was er über uns sagt

Das harte Business. Den rechten Arbeitsplatz ergattern. Die richtigen Kandidaten rekrutieren. Alles möglichst effizient, punktgenau und möglichst qualitätsgesichert. Es geht schließlich um Geld, Karriere und … Erfolg.

Das, wovon alle träumen.

Die Personalmanagerin. Sie wird daran gemessen, wie es ihr gelingt, ausgeschriebene Positionen zu besetzen. Mit den Besten der Besten selbstverständlich. Und wenn alles gut geht, kann sie sich auch nächstes Jahr wieder den Traumurlaub auf den Malediven leisten.

Der karriereorientierte Mit-Dreißiger. Studium in Mindeststudiendauer absolviert. Mit ausgezeichnetem Erfolg abgeschlossen. Dann 3 Monate Weltreise damals. Rechtzeitig wieder zurück zum Berufseinstieg. 50 bis 60 Stunden die Woche, das musst du die ersten 3 Jahre durchhalten, dann hast du die erste Hürde geschafft. Anschließend Wechsel, nochmals Auslandserfahrung gesammelt. Erste Führungsverantwortung getragen. Und jetzt. Weiter geht’s – immer weiter. Womöglich eines Tages in die Vorstandsetage.

Die Wiedereinsteigerin. Neben den Kindern hier und da ein wenig „gejobt“. Auf gutem Niveau zwar, aber eben immer nur für wenige Monate, 20 Stunden die Woche vielleicht – und meist bescheiden bezahlt. Jetzt endlich wieder etwas Kontinuierliches. Nochmals was aufbauen halt. Jetzt, wo die Kinder schon so selbständig sind …

Der nach der Auszeit. Halbes Jahr Jakobsweg. Coole Erfahrung. Und dass das mit 50 noch drin war, erfüllt ihn schon mit etwas Stolz. Er hatte es einfach nochmals wissen wollen. Dann, je näher die Heimreise rückte, dieses flaue Gefühl im Magen. Ach, irgendwie wird es schon gehen – ich kann neben meinen fachlichen Qualifikationen schließlich auch eine Menge Lebenserfahrung bieten.

Die Herausforderung

Wer sind Sie, was haben Sie bisher gemacht, was ist Ihnen wichtig und wohin wollen Sie? Was – meinen Sie – möchte Ihr Gegenüber von Ihnen hören, damit er oder sie Ihnen gibt, was Sie wollen?

Oder umgekehrt: Wer kommt da auf Sie zu, der sich um eine Position in Ihrem Unternehmen bewerben möchte – in diesen paar Seiten Lebenslauf? Wie stellt er oder sie sich dar, was steckt tatsächlich dahinter … und was davon wird genau jetzt in Ihrem Unternehmen gesucht?

Eines haben alle diese Situationen gemeinsam. Das Wesentliche steht meist nicht auf dem Papier.

In Kontakt. Mit sich und dem Gegenüber

Wer wir sind, was uns begeistert und wohin wir wollen. Das in Erfahrung zu bringen ist der Hebel, an dem sich „Erfolg“ kristallisieren kann. Bestenfalls.

Als ich vor Jahren intensiv in dem Geschäft der Personalvermittlung tätig war, wandte sich ein befreundeter Mitt-Dreißiger mit einer ihn offensichtlich bedrängenden Frage an mich:

„Was muss ich tun, um diesen Job zu bekommen?“

Der Kandidat hatte sich trotz einer krankheitsbedingten Belastung in der Familie[nbsp] seinen Neigungen und Fähigkeiten entsprechend mehrfach beruflich verändert und war jetzt in Sorge, sich gegen jüngere Kandidaten möglicherweise nicht (mehr) durchsetzen zu können.

„Möglicherweise komme ich diesmal nicht zum Zug und es wäre mein Traumjob“ – war seine Sorge.

„Möglicherweise kommst du zum Zug, aber die Stelle ist überhaupt nicht dein Traumjob“ – war meine Entgegnung.

Meiner Erfahrung nach wird selten so viel gelogen wie im Bewerbungsverfahren.

Unternehmen neigen dazu, sich im vermeintlichen Kampf um sogenannte „high potentials“ wie eine geschmückte Braut herauszuputzen. Und mit Versprechungen zu locken, die sie nicht oder nur mit größter Mühe erfüllen können.

Kandidatinnen und Kandidaten bereiten sich akribisch vor auf Gesprächsrunden, Assessment Center und eignungsdiagnostische Verfahren.

Zu wissen, was man wirklich will und den tatsächlichen Bedarf des Gegenübers ernsthaft abzuklären – das ist schon die halbe Miete. Doch gerade in angespannten Situationen neigen wir dazu, jeden Strohhalm zu ergreifen (auch wenn der am völlig falschen Ufer angewachsen ist).

Der erwähnte Kandidat trat nach unserem Gespräch übrigens sehr souverän auf, wurde eingestellt … und die Stelle war ihm auch tatsächlich wie auf den Leib geschnitten.

Wer bin ich – und wenn ja wie viele?

Vermutlich kennen auch Sie das aus Ihrem eigenen Leben – oder haben zumindest das eine oder andere Gespräch mit einem Menschen in einer entsprechenden Situation geführt. So richtig Weltschmerz halt.

„Warum muss das auch immer mir passieren?“

„Ich bekomme auch wirklich nichts auf die Reihe!“

„Bei mir läuft aber auch wirklich alles schief!“

In der entsprechenden Gemütslage scheinen sich unsere Lebensläufe plötzlich in einen großen, dunklen Schatten zu verwandeln. Die Spur des vermeintlichen Versagens reicht bis in die früheste Kindheit … oder gar noch weiter zurück. Karma und so.

„Eigentlich war alles immer schon schrecklich.“

In freundlicheren Zeiten erscheinen auch schwierigere Lebensphasen in milderem Licht.

„Ja, es war nicht einfach damals. Aber ich habe dabei ungemein viel gelernt.“

… und selbst bei den persönlichen Kompetenzen und Erfahrungen lassen sich Laufbahnen mitunter in völlig unterschiedlichem Licht betrachten. Da werden scheinbare „Nebentätigkeiten“ plötzlich wichtig und prominenter herausgekehrt. Aus einem zahlenorientierten Sachbearbeiter in der Buchhaltung, der ab und zu Kundenkontakt hatte wird jemand, der schon als Sachbearbeiter in der Buchhaltung den direkten Kontakt zur Kundschaft suchte und sich jetzt entsprechend weiter entwickeln möchte.

„Der Sieger schreibt die Geschichte“ – heißt es gemeinhin. Welche unserer Fähigkeiten und Neigungen letztlich die Oberhand gewinnt, das können wir viel mehr beeinflussen, als es den meisten von uns überhaupt klar ist.

Neugierig geworden? In einem meiner Coaching-Tipps stelle ich eine einfache, aber ungemein wirkungsvolle Übung vor, die hier weiter hilft – und mit Sicherheit den einen oder anderen Aha-Effekt bereithält.

Was der Lebenslauf über uns verrät

Der Lebenslauf stellt in den meisten Fällen weniger scheinbar „objektive Fakten“ in den Vordergrund. Er ist Ausdruck dessen, als was wir uns darstellen wollen – und zwar genau diesen Menschen und diesem Unternehmen gegenüber. Wer das übersieht, wird sich schwer tun.

„Das ist das, von dem ich meine, dass es für dich von Interesse sein könnte. Wenn ich damit richtig liege, bekomme ich von dir vielleicht das, von dem ich meine, dass du es mir bieten kannst.“

In diesem Kontakt möglichst rasch zu klären, ob die gegenseitige Einschätzung zutreffend ist, ist die zentrale Aufgabe im Bewerbungsverfahren – für beide Seiten.

Unternehmen, die das verstehen, sind in weitaus größerem Maß in der Lage, Potenziale zu erkennen, die hinter einer Bewerbung liegen. Sie finden sich in ausgetrockneten Abeitsmärkten besser zurecht und entwickeln eine vitalere Unternehmenskultur.

Bewerberinnen und Bewerber, die sich dessen bewusst sind, verhalten sich bei der Arbeitssuche professioneller, identifizieren rascher für sie tatsächlich interessante Einsatzbereiche … und ersparen sich ganz nebenbei eine Menge frustrierender „leider-nein“-Erfahrungen.

Klingt doch eigentlich recht verlockend. Oder?

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Selbstreflexion - 7 Fehler

Selbstreflexion – 7 Fehler, auf die Sie getrost verzichten können

Ob die gegenwärtigen Herausforderungen zwischen Flüchtlings-, Währungs- und Umweltpolitik wirklich so außergewöhnlich sind, wie Manche es gerne darstellen, sei dahingestellt. Anspruchsvoll sind sie allemal – und lassen kaum jemanden wirklich kalt. Und dann gibt es ja auch noch die üblichen betrieblichen wie auch ganz persönlichen Themen, die ihren Tribut fordern.

Sich angesichts vielseitiger und komplexer Herausforderungen sinnvoll zu fokussieren statt in allgemeine Aufgeregtheit zu entgleiten, bedarf einer gehörigen Portion Selbstkompetenz. Selbstreflexion – Eine Fähigkeit, die nur schadet, wo sie fehlt.

Mentale Alarmsignale, aufwallende Emotionen oder Aktivismus – auf welchen Kanälen sich diese Zustände erhöhter Aufmerksamkeit konkret äußern ist Stilsache. Klar im Vorteil ist jedoch, wer ein gutes Gespür für die eigenen Energien entwickelt und mit seinen Reaktionsmustern einigermaßen vertraut ist.

Insofern ist jede „Krise eine Chance“ – aber eben auch eine Herausforderung, bei der man in die eine oder andere Falle tappen kann.

1. Verschlafen – Herausforderungen nicht (rechtzeitig) erkennen

Die Tage sind zum Bersten angefüllt. Deadlines, Meetings, Netzwerkkontakte. Üppige Geschäftigkeit lässt sich durchaus als Umtriebigkeit, Geschick und Fleiß darstellen. Gleichzeitig ist sie eine der größten Fallen auf dem Weg zu sich selbst.

Wer Alarmsignale rechtzeitig erkennt und darauf angemessen reagiert, erspart sich das „Ich hätte es wissen müssen“ derjenigen, die erst im Nachhinein schlauer sind.

2. Taubheit – Herausforderungen leugnen

Ja, es gibt Zeiten und Situationen, in denen man eine „heiße Kartoffel“ tunlichst nicht in die Hand nimmt. Es ist nicht immer klug, „schlafende Hunde zu wecken“ und wer hätte nicht schon am eigenen Leib erfahren: „Never touch a running system“.

Wer es sich jedoch zur Gewohnheit macht, sich auch lästigen Herausforderungen frühzeitig zu stellen, erspart sich unnötige und nicht selten dramatische Eskalationen.

3. Ohnmacht – Die süße Opferrolle

Das Thema drängt mit einiger Macht auf die Agenda und lässt sich nicht mehr leugnen – aber wie um Himmels Willen sollen Sie bloß damit umgehen? Gerade jetzt und unter diesen Umständen? – Why allways me?

Wer sich auch von großen Herausforderungen nicht entmutigen lässt, wächst mit der Aufgabe: Es gibt nichts Gutes außer man tut es.

4. Ablenkung – Scheingefechte auf Nebenschauplätzen

Dass es so nicht weitergehen kann, liegt inzwischen auf der Hand. Es liegt was in der Luft – Motivation und Stimmung sind im Keller. Auf welchem Nebenschauplatz inszenieren Sie in solchen Situationen gerne Ihre Scheingefechte?

Wer der Einladung zu erschöpfendem Engagement an Nebenfronten widersteht, spart Kraft und Energie für die konstruktive Arbeit an den wirklich wichtigen Themen.

5. Überheblichkeit – Es soll keiner sagen, man hätte nicht gewarnt

„Gefahr erkannt, Gefahr gebannt“ – so lautete vor Zeiten der Slogan einer Kindersendung für Verkehrssicherheit. Doch sind die Herausforderungen des Erwachsenenlebens meist größer als gefahrlos die Straße zu überqueren …

Wer aus seinen Worten Taten werden lässt statt mit erhobenem Zeigefinger, aber untätig auf mögliche Gefahren hinzuweisen, wird Teil der Lösung und bleibt im Spiel.

6. Unbelehrbarkeit – Wer einen Hammer hat, für den ist alles ein Nagel

Erfahrung ist unbezahlbar – jedoch nur, wenn man daraus lernt. Das Problem mit vorschnellen Lösungen ist häufig, dass sie einer Geisteshaltung entstammen, die überhaupt erst zum Problem geführt hat.

Wer die Wahl von Mitteln und Wegen regelmäßig kritisch überprüft und gute Lösungen durch bessere ersetzt, erspart sich mühselige Umwege und Wiederholungen.

7. Arroganz – Sich selbst zu wichtig nehmen

Sie haben also einen brillanten Lauf zwischen beruflichen und privaten Herausforderungen hingelegt, sich dabei niemals ernsthaft verletzt – jedenfalls nicht so sehr, dass Sie nicht mehr aufzustehen imstande waren? Gratulation!

Wer sich dennoch den Respekt vor den Unwägbarkeiten des Lebens erhält, bleibt gerüstet für heftigere Stürme, die mitunter wie aus dem Nichts auftauchen.

Die hohe Kunst der Selbstreflexion

Die moderne Psychologie lässt uns wissen, dass ein erschreckend hoher Anteil unserer Handlungen weitgehend automatisierte Wiederholungen eingeübter Verhaltensmuster seien. So weit her sei es gar nicht mit unserer hoch geschätzten Selbstbestimmtheit.[nbsp]

Eine umso lohnenswertere, wenn auch nicht ganz triviale Herausforderung ist es, diesen Automatismen ein wenig auf den Zahn zu fühlen und sie dort, wo sie sich einfach als unangemessen erweisen, durch bessere Alternativen zu ersetzen.

Den eigenen Mustern auf die Schliche kommen – aber wie?

Dass man sie nicht so leicht erkennt, das haben blinde Flecken so an sich. Doch gibt es eine Reihe bewährter Ansätze, die weit mehr zu bieten haben als selbstverliebte Selfie-Nabelschau:

Unterschiedliche Impulse und Übungen zur eigenständigen Selbstreflexion, die obligatorische Selbstcoaching-App, ein begleitetes Coaching face-to-face, per Skype oder Telefon, umfassendere und längerfristige Angebote zur Selbsterfahrung bis hin zur Therapie.

Das Angebot ist vielfältig und die anbietenden Branchen bieten eine respektable Bandbreite an Erfahrungen und Expertise.

Selbstreflexion – Ein Ansatz mit Potenzial!

Vor Kurzem fand an der ETH Zürich eine höchst spannende Tagung über Leadership in Extremsituationen statt. Praxiserprobte Führungspersönlichkeiten aus Wirtschaft, Medizin, Wissenschaft, Militär und Politik berichteten über ihre Erfahrungen im Umgang mit eskalierenden Krisen und Katastrophen.

Das Resumée des Veranstalters: In diesem Bereich der Selbstreflexion liegt noch enormes Potenzial!

Allein: Den Willen, sich in die eigenen Tiefen vorzuwagen – den müssen wagemutige Seelen immer noch selbst aufbringen. Und das ist auch gut so.

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Begeisterung - Das kleine Quäntchen Glück

Begeisterung – das kleine Quäntchen Glück

Der bekannte deutsche Mathematiker Carl Friedrich Gauß ist längst verstorben. Aber zumindest eine seiner Erkenntnisse hat bis in die heutige Zeit überdauert: Das Wissen um die nach ihm benannte „Gauß’sche Normalverteilungs- oder Glockenkurve“.

Dahinter steckt ein im Grunde einfaches Prinzip.

Zielen Sie auf ein beliebiges Ziel – und Sie werden über kurz oder lang zu einer „Normalverteilung“ um diesen zentralen Zielpunkt kommen: Einiges wird links vorbei gehen, Einiges rechts – bei einer ausreichenden Anzahl an Versuchen wird sich eine Häufung direkt im Zielpunkt ergeben.

Begeisterung empfinden wir, wenn’s klappt … aber das Danebenhauen ist Teil des Spiels.

Seien Sie überdurchschnittlich!

Nun liegt es in der Natur des homo oeconomicus, dass er oder sie sich Ziele setzt. Wir wollen besser werden – unsere Erwartungen immer genauer treffen, vielleicht sogar übertreffen: Das Leben mit beiden Händen anpacken, es bis an und über seine Grenzen hinaus auskosten.

Das ist gut so. Oder? Was sonst hätte einen Christoph Kolumbus nach Westen, einen Marco Polo nach Osten oder einen Neil Armstrong bis auf den Mond getrieben.

Wir wollen leisten! Wir wollen diesen Kick der Zielerreichung. Allein: Es gibt Betrachtungsweisen, die uns immer zu Verlierern werden lassen.

In Schulklassen, in denen das Leistungsniveau der Lernenden zwischen „sehr gut“ und „nicht genügend“ aufgeteilt wird – und individuelle Entwicklungswege kaum berücksichtigt werden.

In Banken und Industriebetrieben mit aggressiven Erfolgsprämien – wo höchste Risiken und offensichtlich auch manifester Betrug zu den üppigsten Prämien führen.

Im Leistungssport – wo Hundertstel Sekunden zählen, allzu oft ohne Rücksicht auf Verluste.

Wir bleiben auf der steten Suche nach unserem kleinen Quäntchen Glück … aber Gewinnen geht nicht ohne Verlieren.

Da ist noch mehr drin!

Ambitionierte Persönlichkeiten aus Gegenwart und Geschichte haben sich durch herausragende Eigenschaften einen Namen gemacht: Einen atemberaubenden Glauben an das Unmögliche – verbunden mit einem Einsatz weit über jede Grenze der Vernunft und des Denkbaren hinaus. So will es zumindest die Überlieferung. Wahre Helden eben – meist männlich. Als Gott sie schuf, wollte er angeben.

Stellt sich die Frage, wie viele Persönlichkeiten über dieselben Eigenschaften verfügten – und keine neuen Welten erobert und bahnbrechenden Errungenschaften erwirkt haben, sondern unter dem Druck ihres Ehrgeizes kläglich gescheitert sind.

Stellt sich die Frage, wie viele Persönlichkeiten bahnbrechende Errungenschaften erwirkt und neue Welten erobert haben, ohne dem Klischee des erfolgshungrigen Helden zu entsprechen.

Eine spannende, datenbasierte Analyse erfolgsrelevanter Persönlichkeitsmerkmale bietet der inzwischen wohl als Klassiker zu bezeichnende „Weg zu den Besten“ von Jim Collins. Testosterongetränkte Heldenattitüden sind unter seinen sieben Management-Prinzipien für dauerhaften Unternehmenserfolg kaum zu finden.

Begeisterung ist ein Nebeneffekt, scheint mit bloßer Kraftanstrengung nicht zu korrelieren.

Sie haben besseres verdient!

Natürlich schmeichelt es, sich selbst zur Gruppe der Überdurchschnittlichen zu zählen. Und daraus ein unverrückbares Recht abzuleiten. Wir gehören zu den Erfolgreichen. Zu den Intelligenten. Zu den Guten. Zu denen, die begeistert „ihr Ding“ durchziehen – weil wir es uns wert sind.

Das weniger appetitliche Gesicht dieser Begeisterung erschließt sich, wenn wir uns diese Erlesenen und Erwählten von außen ansehen: Herrenrassen. Neureiche. Frischbekehrte.

Wenn wir selbstzufrieden über religiöse Fanatiker urteilen, allzu durchschaubare Netzwerke als „Packelei“ brandmarken oder die letztlich zum Scheitern verdammte Mechanik wirtschaftlicher Pyramidenspiele belächeln.

Wenn wir die Augen verdrehen ob der entrückten Sprache und Bilder von Menschen, die sich unbeholfen an ihre seelischen Gründe heranwagen.

Dabei ist unzweifelhaft festzustellen: All diese Menschen sind tatsächlich … begeistert!

Begeistert von einer Zugehörigkeit zu dieser oder jener kulturellen oder religiösen Gruppierung – ohne zu bedenken, dass das Leben in einem anderen Umfeld möglicherweise ganz andere Erfordernisse und Erkenntnisse mit sich bringt.

Begeistert von schnellen und scheinbar mühelosen Gewinnen – ohne zu bedenken, wann und wem das jeweilige Pokerspiel unweigerlich auf den Kopf fallen wird.

Begeistert von einer Zugehörigkeit zu einer alteingesessenen Bevölkerungsschicht – ohne zu bedenken, dass es wenig Mut erfordert, sich in den eigenen vier Wänden einzugraben.

Begeisterung – das kleine Quäntchen Glück

„Jede Organisation und jedes Unternehmen braucht eine Kultur, die auf den gemeinsamen Werten und einer gemeinsamen Strategie, inklusive Zielen und Visionen, basiert“ – bringt es mein Berufskollege, Business-Coach Michl Schwind auf den Punkt.

Wir Trainer und Coaches zielen in unseren Workshops und Seminaren darauf ab, Organisationen und Menschen (wieder) einen Zugang zur eigenen Begeisterungsfähigkeit zu verschaffen. Indem wir günstige Rahmenbedingungen und Räume schaffen, in denen eine persönliche und organisationale Kultur von Fruchtbarkeit und Ergebnisorientierung geschaffen wird.

Damit eine so verstandene Erfolgskultur wirksam und lebendig bleibt, bedarf es in der Folge einer unaufgeregten, aber ständigen Pflege im ganz normalen Arbeitsalltag – auch wenn dadurch aus einem Haflinger kein Rennpferd werden und der eine oder andere Wurf – frei nach Gauß – zwangsläufig sein Ziel verfehlen wird.

Aus einem kleinen Quäntchen Glück ein großes machen zu wollen und dabei mit der menschlichen Empfänglichkeit für hormonelle Höhenflüge zu zocken: Das jedoch ist ein Spiel mit dem Feuer.

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