Eine Artischocken-Blüte

Der Mensch – ein Gewohnheitstier

Wie wir es anstellen, “gute Gewohnheiten” zu entwickeln und mit dem Inneren Schweinehund Lambada zu tanzen.

Also so rum kennen wir es: Wir haben so unsere Gewohnheiten entwickelt. Und kommen davon schon gar nicht mehr so leicht los.

Schema F“ halt.

In einer empfehlenswerten und gut lesbaren Einführung in die Psychologie von C. G. Jung bin ich vor Jahren schon auf ein Modell gestoßen, das mir in komplexen Situationen oft geholfen hat, ein gemeinsames Verständnis zu schaffen.

Der Mensch - ein Gewohnheitstier

© Defranceschi

Jung veranschaulicht seine Vorstellungen über die menschliche Wahrnehmung am chinesischen Taigitu-Symbol.

Er meint, im Lauf des jungen Erwachsenenalters kristallisiere sich bei jedem und jeder von uns eine „typische“ Weise heraus, wie wir die Welt wahrnehmen.

Der Mensch wird dann zum Gewohnheitstier. Doch die Konzentration auf das Eine gehe zwangsläufig mit einem Vernachlässigen des Anderen einher.

Wer es sich zur Gewohnheit gemacht habe, der Welt in erster Linie „denkend“ zu begegnen, werde seine persönliche „Höllenfahrt“ im Zusammenhang mit den eigenen Gefühlen erleben.

Umgekehrt werde der Gefühlsmensch dort an kaum überwindbare Grenzen stoßen, wo es um nüchtern-rationales Erwägen von Vor- und Nachteilen gehe.

Als ich mich mit dem Modell intensiver beschäftigte, wollte ich der Sache auf den Grund gehen: Wo sah ich selbst meine größten Herausforderungen? Worum ging es dabei?

Und die mir vertrauten Menschen: Worin erkannte ich deren größte Stärken … und wobei musste ich rechnen, dass sie Schwierigkeiten haben würden?

Das Modell erwies sich in vielen Fällen als sehr hilfreich.
Soweit der eher trockene Teil der Geschichte.

Lambada

Nun hatten wir uns vorgenommen, unser Gewohnheitstier besser kennen zu lernen und zu zähmen.

Wir wollten „die Flügel heben“ (nein, ich denke dabei nicht an Matthias Strolz und seine Neos), uns über die einengenden Mauern gewohnter Pfade hinwegheben … mit unserem Inneren Schweinehund Lambada tanzen.

Lambada tanzen?

Ja. Den Inneren Schweinehund an’s Gängelband zu nehmen nützt uns nämlich meist recht wenig. Das ist so wie mit allen Hunden. Die werden nun mal nicht freundlicher, wenn man sie anbindet oder wegsperrt.

Wir müssen mit ihnen so richtig in Kontakt treten und uns mit ihnen ernsthaft auseinander setzen. Nur so lernen wir sie wirklich kennen und es kann gegenseitiges Vertrauen entstehen.

Also dann.
Auf die Tanzfläche, fertig, los:

Wahrnehmungsübung

Erinnern Sie sich an einen Konflikt, den Sie als junge/r Erwachsene/r erlebten. Worum ist es Ihnen dabei wirklich gegangen?

Gerade als junge Menschen kämpf(t)en wir oft leidenschaftlich genau um das, was uns wirklich wichtig ist.

Versuchen Sie im nächsten Schritt, die Spur dieses Themas quer durch Ihr weiteres Leben zu verfolgen. Wenn Sie damit auf der richtigen Fährte sind, werden die Erinnerungen jetzt schon sprudeln.

Wirklich spannend wird’s dann beim nächsten Schritt.

Kennen Sie einen Menschen, der mit diesem Thema völlig anders umgeht? Der dazu eine komplett konträre Einstellung hat?

Versuchen Sie, diesen Menschen besser zu verstehen.
Ich meine: wirklich zu verstehen.

Versuchen Sie, diesen Menschen von  Herzen gerne zu verstehen. Machen Sie eine „gute Gewohnheit“ daraus, sich mit ihm oder ihr konstruktiv auseinander zu setzen – grad so, als wäre es ein Teil von Ihnen selbst.

Lernen Sie, den spannungsgeladenen Tanz der Gegensätze aus- und aufrecht zu halten. Sie werden staunen, was das kann!

Zwei Rosenblüten

Lebensmitte – die besten Jahre!

War’s das? Hat mich vor Jahren ein befreundeter Arzt gefragt. Er hatte sich  gerade endgültig etabliert und alles schien „auf Schiene“ zu laufen.

Ist es das? Hab ich mich selber gefragt. Als ich vor über 10 Jahren einen tollen Job aufgab und das „Abenteuer Selbständigkeit“ begann.

Das ist sie: Die Lebensmitte. Rushhour des Lebens.

Wenn Sie auch zu jenen Menschen gehören, die sich bereits ihre Sporen verdient haben und jetzt „mitten drin“ stecken: dann ist der folgende Coaching Tipp für Sie genau richtig:

Lebensmitte – die besten Jahre!

Da gibt es diese Empfehlung.  Was ein Mann in seinem Leben alles verwirklicht haben sollte – und es gibt diese Liste natürlich in verschiedenen Versionen.

  • Einen Baum pflanzen.
  • Ein Haus Bauen.
  • Eine Familie gründen.
  • Ein Kind in die Welt setzen.
  • Ein Buch schreiben.

Über eine entsprechende Empfehlung für Frauen ist mir bis dato nichts bekannt – aber auch die Damenwelt ist fraglos mit einer ganzen Reihe von Ansprüchen und Erwartungshaltungen konfrontiert.

No question.

Nun haben Bäume die Eigenschaft, Früchte und Blätter zu produzieren – und eine Menge Äste, die mit einiger Regelmäßigkeit gestutzt werden wollen.

Das Haus braucht einen neuen Anstrich, die Familie will gepflegt und der Nachwuchs ausgebildet werden.

Das mit dem Buch … naja: Memoiren liegen im Trend.

Doch was tun, wenn im Spannungsfeld zwischen beruflichen Anforderungen, Erwartungen der eigenen Familie und möglicherweise bereits pflegebedürftiger Eltern … rein gar nichts mehr geht?

Coaching-Tipp: Lebensmitte – die besten Jahre!

Eins vorweg: Überforderung ist allgegenwärtige Realität und das tägliche Scheitern part of the game.

Wer seine Grenzen nicht immer wieder überschreitet schöpft sein Potenzial nicht aus.

Gerade in der Lebensmitte ist das Leben am Rande und außerhalb der Komfortzone die Normalität und die „krisenfreie Zeit“ mehr die Ausnahme als die Regel.

Mit den folgenden Erfolgsrezepten geht Vieles leichter:

1. Barmherzigkeit üben

Barmherzigkeit – was für ein Wort – in erster Linie gegenüber sich selbst.

Das Erkennen und Anerkennen eigener Grenzen ist ein guter Anfang. Bäume wachsen nun einmal nicht in den Himmel.

Wo Grenzen immer wieder gekreuzt und ausgelotet und letztlich als real anerkannt werden, können wir uns sicher sein, dass wir unser Leben in seiner ganzen Fülle ausgekostet haben.

Up to the limit. Das ist doch schon mal was, oder?

2. Die Kraftquelle entdecken – und pflegen!

Anzuerkennen, dass die offenen Baustellen nicht weniger  und die eigenen Ressourcen nicht mehr werden ist das Eine.

Das Andere ist es, eine persönliche Kraftquelle zu entdecken – und zu pflegen!

Für einen meiner ersten Kunden war es das Melken seiner Kühe.

In dieser ruhigen Zeit ließ er seinen Tag revue passieren und fand zu neuer Kraft, Inspiration und zu kreativen Lösungen für alle möglichen Probleme.

Nun hat halt nicht jeder gerade eine Kuh im Garten herumstehen.

Der regelmäßige Rückzug zu einer einfachen Tätigkeit, bei der wir das Denken einmal beiseite legen und ganz für uns sein können lässt sich aber natürlich auch anderweitig bewerkstelligen.

Vorschläge gefällig?

Gartenarbeit. Sport. Malen. Basteln. Tanzen. Kochen. Spielen.

Sagen Sie nicht, da sei nichts für Sie dabei.
Finden Sie Ihr eigenes „Ding“!

3. Humor

Humor – was täten wir, wenn wir den nicht hätten. In all seinen Formen.

Leicht und spritzig. Wild und unbändig. Dunkler, schwarzer, böser Humor.

Humor hilft, wenn mal was kaputt gegangen ist.

Humorvoll belüftet können die produzierten Scherben leichter verrotten statt zu vergammeln und aus scheinbarem Versagen wird Düngemittel für neues Wachstum.

Humor ist wenn man trotzdem lacht. 🙂

***

Sich den vielfältigen Aufgaben der Lebensmitte kraftvoll und präsent stellen – mit beiden Beinen auf der Erde, einem im Lauf der Jahre immer besseren Gespür für die tatsächlichen Grenzen und der Fähigkeit, über sich selbst zu Lachen.

Das sind sie. Die besten Jahre.

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Rainer Müller

Psychische Belastungen am Arbeitsplatz

Belastungen werden von unterschiedlichen Menschen auch sehr unterschiedlich wahrgenommen. Was hat es mit dem Thema „Psychische Belastungen am Arbeitsplatz“ tatsächlich auf sich – und wie kann damit umgegangen werden?

Belastungen durch die Arbeitsumstände (Menge, Zeitdruck etc.) werden von Menschen sehr unterschiedlich wahrgenommen und bewältigt.

Jeder Mitarbeiter entwickelt hierfür individuelle Strategien und handelt nach ihnen – meist intuitiv und beruhend auf Erfahrungen, die in früheren Lebensphasen gemacht wurden. Manche von ihnen sind in den aktuellen Situationen jedoch wenig nützlich oder führen nicht dazu, dass Stress adäquat bewältigt wird.

Die Folgen sind zunächst einfache Belastungssymptome, wie Konzentrationsschwierigkeiten, eine höhere Fehlerquote, Gereiztheit (z. B. im Kundenkontakt), Schlafstörungen, Grübelschleifen, Ängste etc. Allein das kann dem Unternehmen viel Geld kosten.

Noch teurer wird es, wenn diese Probleme ungelöst bleiben und zu langwierigen Krankschreibungen führen (z. B. wegen eines Burnouts).

Man könnte also sagen, wir haben uns in sehr frühen Jahren einen individuellen Umgang mit spezifischen Problemsituationen antrainiert – und verhalten uns heute noch meist mehr oder weniger gleich?

Ja, in etwa so könnte man es formulieren. In der frühen Kindheit lernt der Mensch sich fortzubewegen und auf seine Umwelt so zu reagieren, dass grundlegende Bedürfnisse befriedigt werden. Jene Bewegungsmuster, die funktionieren, werden abgespeichert und immer wieder angewendet.

Nach ein paar Wiederholungen lassen sie sich durch eine jeweils spezifische Verhaltens- bzw. Handlungsabsicht aktivieren und laufen dann wie von selbst ab, ohne dass sich das Kind weiterhin auf die Einzelbewegungen bzw. auf die Reihenfolge des Bewegungsablaufes konzentrieren muss.

Dieser Automatismus ermöglicht es ihm, seine Aufmerksamkeit auf (andere) Aspekte der Situation zu richten. So kann es etwas tun und gleichzeitig an etwas anderes denken. Das Wissen um die Einzelbewegungen gerät dann immer mehr in „Vergessenheit“ und wird meist nur noch unbewusst abgerufen.

Ähnlich verhält es sich auch mit komplexeren (sozialen) Verhaltensmustern. Hat ein Kind gelernt, was es tun muss, um ein bestimmtes Bedürfnis erfüllt zu bekommen oder Schmerz zu vermeiden, wird es immer wieder versuchen, mittels dieses Verhaltens erneut an sein Ziel zu gelangen.

Hat sich ein Verhaltensmuster im Laufe der ersten Lebensjahre als besonders hilfreich erwiesen, kann dies dazu führen, dass das entsprechende Muster übergeneralisiert und damit zu einem festen Bestandteil der Persönlichkeit wird, welches sich im weiteren Verlauf des Lebens störend auswirken und zu stetig wiederkehrenden Konflikten oder Schwierigkeiten führen kann.

Nun wissen – oder ahnen wir zumindest – welche fatalen Folgen ein nicht adäquater Umgang mit Belastungen nach sich ziehen kann. Doch welche Möglichkeiten gibt es in der Praxis, derartige Fehlentwicklungen möglichst frühzeitig zu erkennen – und vor allem zu verhindern?

Hierfür bietet es sich an, mittels gezielter Fragen herauszufinden, welche konkreten Arbeitsumstände von Mitarbeitern als belastend empfunden werden und wie sich diese auf ihr Leistungsvermögen auswirken.

Mittels lösungs- und ressourcenfokussierender Fragetechniken können anschließend individuelle Strategien für einen gesundheitsförderlichen Umgang mit den entsprechenden Stressoren entwickelt werden.

Manchmal können auch kleine Veränderungen in der Einstellung eines Mitarbeiters oder im Arbeitsablauf aus einer Belastung eine (leicht) zu bewältigende Aufgabe machen, und potenziell dazu beitragen, den Krankenstand zu reduzieren – zum Wohle aller Beteiligten.

In der praktischen Beratungsarbeit stoßen wir in vielen Unternehmen durchaus auf große Zustimmung, wenn es es darum geht, psychische Belastungen zu reduzieren. Gleichzeitig werden wir allerdings auch immer wieder mit der kritischen Frage konfrontiert wie sich so etwas wie psychische Belastung vernünftig messen lässt.

Seit August 2013 sind psychische Belastungen am Arbeitsplatz im Gefährdungskatalog nach §§ 5, 6 ArbSchG enthalten. Eine einfache und zugleich gute Möglichkeit, sich einen ersten Überblick über die Gefährdungsfaktoren im eigenen Betrieb zu verschaffen, bieten die Checklisten zur Erfassung von Fehlbeanspruchungen (ChEF) der (deutschen) Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin. Sie können im Internet kostenlos heruntergeladen und von den Mitarbeitern selbst ausgefüllt werden. Abgefragt werden darin die Kategorien „Stress“, „Psychische Ermüdung“, „Monotonie“ und „Psychische Sättigung“.

Fraglich ist allerdings gerade in kleineren Betrieben, wo die Anonymität einer solchen Befragung nur sehr bedingt gewährleistet werden kann, ob Mitarbeiter es tatsächlich offen zugeben würden, wenn sie sich durch die bestehenden Anforderungen „überlastet“ fühlen. Zudem bemerken viele Betroffene erst dann, dass sie den Belastungen nicht mehr gewachsen sind, wenn sie bereits am Ende ihrer Kräfte sind. Bis dahin ist es eher typisch, dass immer mehr Energie dafür aufgewendet wird, sich zusammenzureißen und gewisse Auffälligkeiten (wie z. B. eine erhöhte Fehlerquote, Schlafstörungen oder vermehrten Alkoholkonsum) zu beschönigen oder auszublenden.

Eine weitere Schwierigkeit dieser Art Fragebögen liegt darin, dass bei den darin benannten Faktoren nicht klar wird, warum diese überhaupt als Belastung empfunden werden. Nicht jeder potenzielle Stressor erzeugt schließlich bei jedem Menschen die gleiche Art von Stress!

Das Resilienz-Konzept geht davon aus, dass Menschen mit Belastungen unterschiedlich gut umgehen können. Die Energie, die dem Einzelnen dafür zur Verfügung steht, potenziellen Stressoren so zu begegnen, ohne dass die Leistungsfähigkeit oder die gesundheitliche Stabilität beeinträchtigt werden, ist im hohen Maße abhängig von individuellen Ressourcen, die sich u. a. aus der motivationalen Einstellung sowie aus der Ausprägung verschiedener Persönlichkeitseigenschaften und Kompetenzen ergeben.

Grundsätzlich lässt sich aber sagen, dass je mehr die verschiedenen Anforderungen im Arbeitsalltag miteinander im Konflikt stehen, umso höher ist auch der Energieaufwand, der geleistet werden muss, um ihnen gerecht zu werden bzw. um in diesem Spannungsverhältnis bestehen zu können. Dieses (empfundene) Konfliktpotenzial lässt sich inzwischen relativ genau messen, z. B. mit dem vom ap Institut für Wirtschaftspsychologie entwickelten Mental-Screening.

Die Messergebnisse werden dabei mit den individuellen Ressourcen abgeglichen und geben Aufschluss darüber, wie ein Mitarbeiter individuell darin unterstützt werden kann, mit den bestehenden Anforderungen besser zurechtzukommen.

Was kann ein Unternehmen tun, das die klare Absicht hat, hier aktiv zu werden – Welches Vorgehen hat sich hier in der Praxis bereits bewährt?

Es gibt eine Vielzahl von Workshops und Seminaren zu diesem Thema. Wichtig ist es m. E., dass mit Beispielen oder Fällen aus der Praxis des jeweiligen Unternehmens gearbeitet und auf die speziellen Arbeitsbedingungen geschaut wird, da es kein Allheilmittel gegen psychische Belastungen gibt.

Zentral dabei ist vor allem die Haltung der Führungskräfte, d. h. wie es ihnen gelingt, auf ihre Mitarbeiter zuzugehen und sie bei Problemen gezielt zu unterstützen. Vorbehalte und Berührungsängste sollten diskutiert und ausgeräumt werden. Als Leitbild dient hierbei das HILFE-Konzept: Hinsehen, Initiative ergreifen, Leitungsfunktion wahrnehmen, Führungsverantwortung übernehmen (Fördern und Fordern) und im Bedarfsfall Experten hinzuziehen.

Auch die Frage, was „psychische Gesundheit“ überhaupt ist bzw. wie sie sich erhalten lässt, sollte erörtert werden.

Welche besonderen Erfahrungen machen Sie in Ihrer tagtäglichen Auseinandersetzung mit dem Thema als Psychologe?

Als Diplom-Psychologe und systemischer Coach unterstütze ich Unternehmen und Betroffene, wenn es darum geht, Wege zu finden, mit psychischen Belastungen und Stress umzugehen und/oder als Führungskraft darauf zu reagieren.

Die konkreten Themen in den Einzelgesprächen sind vielfältig. Mein Anliegen ist es, vor allem Menschen in Krisensituationen zu unterstützen, neue Perspektiven für sich zu entwickeln. Psychische Erkrankungen behandle ich nicht therapeutisch. Aber mein Wissen über sie und ihre Behandlungsmethoden hilft mir dabei, die Dringlichkeit eventuell erforderlicher oder den potenziellen Nutzen möglicher Schritte einzuschätzen und diese ggf. fachlich begründet vorzuschlagen.

Grundsätzlich habe ich ein sehr optimistisches (humanistisches) Menschenbild, d. h. dass ich davon ausgehe, dass persönliches Wachstum jederzeit für jeden möglich ist und wir die Lösung der meisten unserer Probleme in uns tragen. Dass auch die Rahmenbedingungen bzw. das System, in dem sich jemand bewegt, eine wesentliche Rolle spielt, steht dabei außer Frage.

Allerdings berate ich Unternehmen nicht dahingehend, wie sie strukturell gegen psychische Belastungen vorgehen sollten, und ich biete kein Konzept für ein BGM (Betriebliches Gesundheitsmanagement) an.

Mein Fokus richtet sich darauf, wie Führungskräfte oder Teams ihre Situation wahrnehmen und wie es gelingen kann, einen adäquaten Umgang mit diesem Thema im Arbeitsalltag zu etablieren. In meinem Blog schreibe ich regelmäßig darüber und versuche, konkrete Hilfestellungen anzubieten.

Und wegen der Frage nach einem adäquaten Umgang engagieren Sie sich auch für das Thema „Mobbing“?

Psychosozialer Stress entsteht natürlich auch durch Konflikte. Wird daraus Mobbing, kann das zu schweren seelischen Verletzungen führen und der Schaden für das betroffene Unternehmen immens sein. Nicht allzu selten wird daraus eine Kostenspirale und endet mit dem Suizid eines (ehemaligen) Mitarbeiters oder Kollegen.

Seit März 2012 bemühe ich mich deshalb darum, im Rahmen der Moderation eines Forums zum Thema „Mobbing“ eine interdisziplinäre Vernetzung sowie einen fachlichen Austausch zu ermöglichen. Auf der Webseite www.fachforum-mobbing.de finden sich zudem umfangreiche Informationen und Unterstützungsangebote aus dem gesamten deutschsprachigen Raum.

Selbst biete ich akut Betroffenen allerdings keine Beratung an, sondern verweise ggf. auf entsprechende Vereine oder Organisationen. 

Als Diplom-Psychologe und systemischer Coach ist Rainer Müller seit über zwölf Jahren als Dozent, Trainer und Berater für verschiedene Institute bzw. Einrichtungen und Unternehmen tätig. Schwerpunkte seiner Arbeit sind der Umgang mit psychischen Belastungen sowie die Krisenintervention. Viele Jahre war er mit der beruflichen Wiedereingliederung von Menschen mit einer chronischen oder schweren psychischen Erkrankung bzw. Schwerbehinderung beim Integrationsfachdienst sowie im Rahmen der beruflichen Rehabilitation betraut. Seit 2006 unterrichtet er verschiedene Grundlagenfächer der Psychologie und psychotherapeutische Verfahren.

Kontakt:
Rainer Müller, Burchardstraße 20, 20095 Hamburg
Tel +49 175 1503935

Web:
www.psyche-und-arbeit.de
www.fachforum-mobbing.de

Urlaub. Brachzeit für die Seele

Urlaub. Brachzeit für die Seele

Endlich Urlaub: Entspannen, Abschalten … Erholung und Abenteuer – es ist wieder einmal höchste Zeit dafür!

Wie nutzen Sie diese wertvollen Wochen im Jahr?

Wenn auch bei Ihnen die Liste der Ideen länger als die verfügbare Zeit ist, dann ist der folgende Coaching Tipp für Sie genau richtig:

Urlaub. Brachzeit für die Seele

Hand auf’s Herz: Bei wem hat das Thema Urlaub nicht schon einmal zu heftigen Konflikten in der Familie oder im Freundeskreis geführt?

Hab ich’s mir doch gedacht: niemand.
Bei mir ist es übrigens genauso.

Und es ist ja auch völlig verständlich: Im Lauf des ganzen Jahres sammeln sich Ideen, Vorhaben, Projekte an … die endlich einmal abgearbeitet werden wollen: Die neue Teichanlage im Garten, die Besteigung dieses einen besonderen Berges, der längst überfällige Ausflug in den Zoo oder ins Museum … Verwandtenbesuche, die erholsamen Tage am Wasser …

Ein Schelm, wer dabei an Stress denkt.
Aber wie kann sie denn wirklich gelingen, die erholsame Zeit?

Coaching-Tipps: Urlaub

Klar gibt es kein Patentrezept. Aber ein paar „typische“ Fallen, denen man getrost aus dem Weg gehen kann:

Tipp 1: Unterschiedliche Vorstellungen

Sie freuen sich natürlich schon lange auf diese Zeit. Ein paar Tage, in denen Ihnen keine geschäftlichen Aufgaben einen Strich durch die Rechnung machen und Sie Ihre Zeit endlich nach eigenem Gutdünken verwenden können. Denkste.

Da ist die Partnerin oder der Partner. Da sind Kinder, Verwandte … und vielleicht auch noch die eine oder andere Arbeit in Haus und Garten, die schon lange angegangen werden sollte.

Achten Sie rechtzeitig auf eine gute Mischung. Damit stellen Sie sicher, dass niemand zu kurz kommt und der Urlaub wertvolle Erlebnisse für Alle mit sich bringt. 

Tipp 2: Das geht sich locker auch noch aus

Wenn wir schon mal dabei sind, machen wir’s doch gleich konkret:

Eine Familie bestehend aus zwei Elternteilen und sagen wir zwei Kinder. Die Verwandtschaft lassen wir vereinfachender Weise mal weg – das macht nach Adam Riese: 4 Personen.

Jede/r hat so seine Wünsche. Sagen wir: zumindest 3 Dinge, die im Urlaub unbedingt geschehen sollten.

3*4=12. Wie viele Urlaubstage hatten Sie gleich nochmal?

Haben Sie den Mut, auch einmal „nein“ zu sagen. Den vollen Terminkalender haben wir das ganze Jahr über: Umso wertvoller, wenn’s im Urlaub einmal etwas lockerer angegangen werden kann und nicht schon wieder ein Ereignis das andere jagt.

Tipp 3: Rein in’s Vergnügen

Der letzte Arbeitstag steht bevor und alle Zeichen stehen auf … Sommer, Sonne, Freizeit.

Welche Vorstellungen auch immer Sie mit einem traumhaften Urlaub verbinden: Ein guter Abschluss der noch zu erledigenden Dinge vor Urlaubsantritt ist die beste Voraussetzungen dafür, dass der Urlaub dann auch gelingt und bewahrt Sie vor bösen Überraschungen nach Ihrer Rückkehr.

Der Teufel schläft nicht. Erledigen Sie Ihre Aufgaben vor Urlaubsantritt so, dass Ihnen während Ihrer wohlverdienten Auszeit möglichst nix anbrennt. 

Tipp 4: Das liebe Handy

„Du, ich geh da grad mal rüber an den Strand – Ihr könnt ja inzwischen ein Eis essen. Wir rufen uns dann später zusammen, bevor wir auf’s Schiff gehen“

Natürlich ist es praktisch, sich jederzeit kurz telefonisch erreichen zu können. Und die Infos und die Apps und Google und sowieso.

Was wir dabei verlernen ist das ganz auf sich selbst gestellt sein. Und gerade das könnte Ihren Urlaub zu einem ganz besonderen Erlebnis werden lassen – ganz unabhängig davon, dass mit dem Handy in der Regel auch die eMails und die diversen Anrufen hereinkommen, die mit Urlaub so rein gar nichts zu tun haben.

Lassen Sie Ihr Mobiltelefon beiseite. Ausgeschaltet. Flugmodus. Batterie raus. Verstaut in der hintersten Ecke Ihres Schreibtisches. Die Welt wird die paar Tage ohne Sie auskommen. Und Ihnen wird diese wirkliche Auszeit gut tun – mit Sicherheit.

Tipp 5: Der K(r)ampf mit dem Urlaubsbudget

Also ehrlich gesagt: Mir macht es keinen Spaß, im Urlaub auf’s Geld achten zu müssen. Und Ihnen?

Gerade die Urlaubszeit verleitet uns dazu, die Dinge mal nicht so genau zu nehmen. 5e grad sein lassen und sich mal was gönnen, das man sich sonst nicht gönnt.

Und wenn Sie Ihren Urlaub gerne dort verbringen, wo viele Andere das auch tun, können Sie sicher sein: Das wird richtig schön teuer.

Legen Sie vorab ein für Sie passendes Urlaubsbudget fest. Sorgen Sie für entsprechende Highlights … und dafür, dass die Kohle nicht für unsinnige Dinge draufgeht. 

Tipp 6: Alles hat ein Ende

So wie alles hat auch die schönste Zeit im Jahr ein Ende. Gut erholt und voller Tatendrang freuen wir uns wieder auf die vielfältigen Aufgaben, vor die unser Beruf uns stellt. Oder?

Natürlich wollen wir den Urlaub bis zur letzten Stunde auskosten. Aber ist es tatsächlich sinnvoll, ihn bis zur letzten Minute im Urlaubsdomizil zu verbringen?

Wenn Sie von einer Urlaubsreise zurückkommen, gönnen Sie sich zumindest ein, zwei Tage Puffer, bevor Sie wieder in den Arbeitsalltag eintreten. 

Tipp 7: Die ersten Tage danach

„Hallo, wieder da? Wie war’s denn im Urlaub?“ – Viel Zeit bleibt in der Regel nicht, und die Alltagsroutine hat uns wieder voll im Griff.

Gut so, oder?
Schließlich lieben wir unseren Beruf.

Trotzdem macht es meist Sinn, die Maschinen etwas vorsichtig wieder hochzufahren. So können Sie Ihre positiven Urlaubsbilder länger und stärker präsent halten.

Achten Sie darauf, dass die für Sie besonders positiven Urlaubserlebnisse nicht allzu rasch in der Alltagshektik untergehen. Reservieren Sie sich ein paar Stunden für Ihr Fotoalbum, schmücken Sie Ihren Lebens- oder Arbeitsbereich mit dem einen oder anderen Mitbringsel.

***

Eine der für mich bemerkenswertesten Erfindungen der Menschheit war die Entdeckung, dass einem Acker letztlich mehr Frucht erwächst, wenn ihm in regelmäßigen Abständen eine Brachzeit gegönnt wird.

Besonders für Menschen, die sich während des Arbeitsjahres am und über ihrem individuellen Leistungslimit bewegen kann die Urlaubszeit zu einer wertvollen Brachzeit für die Seele werden.

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Schwere Eisenkette

Genug ist genug. Freiräume schaffen!

Ein bisschen was geht immer. Nur noch dieses eine Mal. Man gönnt sich ja sonst nichts.

Die Liste der Allgemeinplätze, mit denn wir uns zu immer mehr und mehr antreiben ließe sich beliebig verlängern. Wozu eigentlich?

Wenn Sie auch zu jenen Menschen gehören, die sich die Latte üblicherweise  besonders hoch legen … jetzt aber merken, „genug ist genug“: dann ist der folgende Coaching Tipp für Sie genau richtig:

Genug ist genug. Freiräume schaffen!

Unlängst in einem Coaching. Die ambitionierte Führungskraft eines großen Dienstleistungsunternehmens gerät an Grenzen: Stimmungsschwankungen, körperliche Reaktionen. Belastungssymptome bis zuletzt … Krankenhausaufenthalt.

„So etwas hat es bei mir in den ganzen letzten 20 Jahren nicht gegeben.“

Jetzt aber gibt’s das.

Auf der Suche nach einem vernünftigen Vorgehen nach Wiederherstellung der Gesundheit stoßen wir rasch auf ein paar pikante Herausforderungen:

  • Während des Ausfalls Liegengebliebenes muss aufgearbeitet werden.
  • Der Terminkalender ist  für die nächsten 3-6 Monate … pumpvoll.
  • Es ist höchst an der Zeit, etwas für die Gesundheit zu tun!
  • Und in Zukunft nehme ich mir wirklich endlich  mehr Zeit für mich persönlich!

Wie bitte soll das alles gehen!?

Coaching Tipp: Genug ist genug. Freiräume schaffen!

Wenn die eigene Kraft über Jahre am Leistungslimit gefordert war: Was genau hilft, dass wir uns nicht auch diesmal … heillos überfordern?

Rostige Ketten abzulegen, die uns an zerstörerische Gewohnheiten binden, ist nicht einfach. Aber es funktioniert.

So schaffen Sie sich Ihre Freiräume!

Mit den Instrumenten des Zeit- und Selbstmanagements sind Sie sicher vertraut. Sonst wäre es Ihnen ja auch nicht gelungen, derart Vieles in Ihrem beruflichen und privaten Leben unterzubringen.

Aber kennen Sie auch die „not-to-do – Liste“?

Natürlich können wir nicht unbedingt damit rechnen, dass wir einen wirklich relevanten Teil unserer bereits eingegangenen Verpflichtungen loswerden. Und nach meiner Erfahrung ist das auch gar nicht wirklich erforderlich.

Es kommt vielmehr darauf an, die eigenen Energien besser einschätzen zu lernen. Den Kontakt mit dem eigenen Erleben und den körperlichen Grenzen wieder herzustellen … und zu lernen, wieder einmal „Nein“ zu sagen. In erster Linie zu der eigenen Neigung, sich für alles und jede/n verantwortlich zu fühlen.

Die „not-to-do – Liste“

Die „not-to-do – Liste“ erstellen Sie für sich in einer günstigen Dosierung: Setzen Sie sich ein konkretes, SMARTes Ziel.

Wie oft tun Sie etwas nicht, das Sie normalerweise „mit links“ noch in Ihren vollgestopften Arbeitstag packen? Täglich 3 derartige Erfolgserlebnisse könnten schon mal ein Anfang sein. – Probieren Sie’s aus!

Nutzen Sie diese Minuten für sich. Nehmen Sie Ihren Pulsschlag bewusst wahr, atmen Sie tief durch oder beobachten Sie die Wolken vor Ihrem Bürofenster.

Sie verschaffen sich damit wieder eine konkrete Erfahrung von Freiraum. Denn in den paar Minuten, die Sie sich auf diese Weise täglich freischaufeln, kann sich ein neues Selbstempfinden einstellen.

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