Unlängst erzählte ein Jugendfreund von den atemberaubend präzisen Zukunftsplänen seiner Tochter. Sie wisse ganz genau was sie wolle, bis in’s kleinste Detail … meinte er mit einem Ausdruck zwischen Stolz und Sorge: Ob das Leben denn da auch mitspiele? Und wie es dem Herzblatt damit gehe, wenn nicht?
Möglichkeiten …
Es ist mitreißend zu sehen und zu erleben, wie ein Mensch sein Leben in die Hand nimmt. Da entstehen Vorstellungen und Bilder einer erstrebenswerten Zukunft. Da hat ein Mensch den Mut und den Willen, etwas Lohnenswertes anzugehen. Begeisterung. Schon beim Zuhören sind wir versucht, mit zu bauen an diesem Traum.
„Ich habe einen Traum“ – meinte einst Martin Luther King. Und der Apple-Gründer Steve Jobs 2007 bei der Präsentation des iPhone: „Das ist ein Tag, auf den ich mich schon seit zweieinhalb Jahren gefreut habe.“
Menschen, die ein klares Bild vor sich haben, können scheinbar Unmögliches wahr werden lassen. Das grenzt an Magie.
Was macht den Unterschied zwischen den Heerscharen an Bewunderern und jenen herausragenden Persönlichkeiten, die „ihr Ding“ so klar und präzise vor Augen haben, dass sie die Menschen in ihrem Umfeld inspirieren und für ihre Ziele begeistern können?
Wie finden wir zu solchen lohnenswerten Zielen? Und was tun, wenn der Kontakt zu diesen Zielen eingeschlafen ist und die Sorge aufkeimt, ob es da überhaupt noch Lohnenswertes gebe …?
Ich habe dazu an anderer Stelle einen meiner Coaching-Tipps online gestellt, doch eins vorweg: Wenn die Nacht am Dunkelsten ist, ist die Dämmerung am Nächsten. Nicht selten kündigen sich auch persönliche „Sonnenaufgänge“ mit entsprechenden Vorboten an – und der Geburtsprozess des Neuen ist häufig schon eingeleitet, wenn die brennende Frage nach dem wirklich Lohnenswerten einmal angeklopft hat.
… und Grenzen.
Sie haben Ihr Ziel ganz klar und deutlich vor sich. Dieses eine Anliegen, in das Sie all Ihre Fähigkeiten, Ihren Einsatz und Ihre Liebe investieren. Ihre Geschäftsidee. Ihr kulturelles, soziales oder intellektuelles Anliegen.
Begeistert – und manchmal auch ein wenig wie besessen – dreht sich Ihr ganzes Leben immer mehr um dieses eine Thema: Ihr Ding. Tag für Tag, Jahr für Jahr werden Sie darin kompetenter, vertrauter, versierter. Sie haben sich das Thema wirklich zu eigen gemacht und wissen, was Sie tun.
Gleichzeitig wird die Luft immer dünner um Sie herum? Sie haben den Kontakt verloren zu langjährigen Weggefährten, dem Ehepartner vielleicht. Was Ihnen früher (auch) wichtig war, kommt immer wieder unter die Räder und … es kann Ihnen in Ihrem Umfeld niemand mehr das Wasser reichen? Weil Sie in Ihrem Bereich so gut geworden sind? Weil Sie die Spitze der Karriereleiter erreicht und sich sämtliche Verantwortlichkeiten auf Ihrem Schreibtisch angehäuft haben?
Ja. Auf dem Gipfel ist die Luft dünn. Und an der Spitze ist Einsamkeit ein bekanntes Phänomen. Vielleicht haben Sie sich mit Ihren Zielen aber auch einfach nur etwas verrannt.
Betrachten Sie es als momentane Unpässlichkeit und als hervorragende Gelegenheit, sich neu auszurichten. Bleiben Sie offen und kritikfähig. Klar können wirklich lohnenswerte Ziele auch Neid und Widerstand auslösen. Die setzen aber so gut wie immer genau dort an, wo Sie tatsächlich noch Einiges besser machen können. Wetten?
Sich auf tragfähige Ziele auszurichten ist wie eine Gratwanderung – reizvolle Aufgabe für ambitionierte Zeitgenossen mit Alpinerfahrung und ohne Höhenangst. Denn zwischen klarer Fokussierung auf das Ziel und Sturheit liegt häufig nur ein schmaler Grat.
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