Eine Artischocken-Blüte

Change Management – Die Erotik des Wandels

Es prickelt. Der Reiz des Neuen – Unerwarteten. Ein Stein, wer darauf nicht zumindest mit Neugierde reagiert. Oder doch nicht?

Wir müssen uns ändern.

Der Mensch – ein Raubtier. Nicht erst seit Erfindung der Dampfmaschine und der industriellen Revolution. Wie effizient und nachhaltig ein Lebensraum zerstört werden kann, lesen wir in historischen Dokumenten über Zeiten, in denen die Mittelmeer-Anrainerstaaten noch dicht bewaldet und die heutige Sahara ein weitgehend fruchtbares Gebiet war.

Der Club of Rome hat bereits vor 40 Jahren eindringlich davor gewarnt, dass uns in Kürze der Treibstoff ausgehen werde.

Alternative Technologien sind bekannt – aber so lange wir unsere Volkswirtschaften an den Tropf der Automobilindustrie und anderer energieintensiver erdölbasierter Industriezweige hängen und unsere persönlichen Lebensgrundlagen vom Vorhandensein einer einträglichen Erwerbsarbeit abhängen, wird’s wohl nix werden mit einer ernsthaften Umstellung auf Nachhaltigkeit. Stattdessen betreiben wir weiterhin Raubbau an Umwelt und sozialen Beziehungen.

Ein bisschen vielleicht.

Ok. Wir kaufen Fair-Trade-Kaffee. Bestenfalls. Und trennen Müll. Unsere Kläranlagen funktionieren größtenteils tadellos und die meisten Seen sind inzwischen so sauber, dass wir uns Sorgen um die Ernährungslage unserer Speisefische machen.

Genug geändert? Alles nur Panikmache der alternden No-Future-Generation?

Hm. Ein Blick in die Staatskassen, in die politischen und wirtschaftlichen Führungsetagen und in die Leistungsbilanzen von Sozialeinrichtungen spricht eine andere Sprache.

Wir müssen uns noch weit tiefgreifender ändern.
Müssen? Nein, wir werden es tun. Zwangsläufig.

Unlängst führte ich ein Gespräch mit einem top-motivierten Unternehmer. Robotik sei der Schlüssel zu zukünftigen Erfolgen. Ein riesiger Markt – eindeutiger Beleg dafür sei die rasante Ausbreitung von Rasenmäher-Robotern, wie sie in Vorstadt-Gärten bereits Einzug gehalten haben.

Was aber, wenn die Energiefrage uns hier rechts überholt? Woher auf Dauer die seltenen Erden beziehen, die für die elektronischen Steuerungen erforderlich sind?

So lange wir unser Seelenheil weiterhin auf der Ideologie von stetigem Wachstum aufbauen, besteht die unmittelbare Gefahr, dass wir die Rechnung ohne den Wirt machen. Öko hin und Nachhaltigkeit her.

Lieber doch nicht.

Oder lieber doch nichts ändern? Die Augen verschließen vor offensichtlichen Herausforderungen – und damit rechnen, dass „es schon irgendwie gehen wird“?

Also ich find das überhaupt nicht sexy.

Wir werden uns ändern. Mit Sicherheit.

Auch wenn der Anstoß dafür manchmal im Angstgewand die Bühne betritt: gekürzte Budgets, abgesägte Projekte, vertane Chancen.

Wir werden uns ändern. Mit Sicherheit. Freiwillig … oder eben getrieben durch die Umstände. Die Herausforderung, aus dem was da ist das Beste zu machen scheint mir immer noch mit Abstand die fruchtbarste, spannendste und lebenstauglichste Herangehensweise zu sein.

Denn „Veränderung“ findet so wie so statt – unabhängig von unserer Befindlichkeit und persönlichen Vorliebe.

Da gibt es Zeiten, in denen scheinbar alles gelingt was wir anpacken: in denen sich eine Chance nach der Anderen auftut und auch waghalsige Vorhaben relativ reibungslos über die Bühne gehen.

Und dann sind da halt eben auch diese Dürreperioden, in denen alle Zeichen auf Sturm stehen, in denen wir vor lauter Bäumen den Wald nicht mehr sehen.

Sich vor anstehenden Entwicklungsprozessen mit dem Hinweis auf fehlende Zeit oder andere Prioritäten zu verschließen ist die Eigenschaft derjenigen, die bestenfalls in der Vergangenheit erfolgreich waren.

Für die Zukunft haben sie nichts zu bieten.
Rein gar nichts.

Denn wann sollte Zukunft gestaltet werden, wenn nicht jetzt?
Und von wem, wenn nicht von uns?

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Veröffentlicht in Führung, Selbstführung.