Feuer - Führen in der Krise

burnout – wenn’s in der Seele nach verbranntem Gummi riecht

Klar. Es ist kein klassisches Coaching-Thema: Burnout. Und doch liegt das Thema in der täglichen Arbeit mit Führungskräften und engagierten Persönlichkeiten immer irgendwie in der Luft.

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Interessant dabei ist, wie rasch sich Einstellungen wandeln. Von bedauerlichen Entgleisungen einzelner, nicht sonderlich stabiler Persönlichkeiten ist da die Rede. Solange es uns gut geht. Von wehleidigem sich-wichtig-machen, von dem wir uns strickt abgrenzen. Vom Scheitern – der Anderen natürlich, die sich einfach übernommen haben. Dumm aber auch. Von einer fatalen Falle erst dann, wenn es uns selbst erwischt … oder zumindest jemanden im engeren Umfeld, von dem wir das so überhaupt nicht erwartet hätten.

Allen gemeinsam ist Eines: Sie haben „es“ halt nicht geschafft. Shit happens.

Woher nimmst du die Kraft

Und dann gibt es noch die, die gemeinhin als „Stehaufmännchen“ gelten. Zumindest so lange sie aufstehen. Da gilt es genau hinzusehen, wie es um die Resilienz tatsächlich bestellt ist. Nicht jede/r der/die immer wieder aufsteht tut das aus eigener Kraft – und mit eigenen Ressourcen. Diejenigen, denen „es“ tatsächlich gelingt, pflegen in der Regel ihre ganz persönliche Kraftquelle. Sie sind in der Lage, unliebsame und mit großem Stress verbundene Erfahrungen zu „übersetzen“. „Re-Framing“ nennt das dann der Coach. Zu Deutsch: Aus Mist Dünger werden lassen. Shift happens.

Die Welt im Wandel

Dabei geht es selten um „einfache“, einseitige Belastungen. Dieser eine Konflikt mit dem Chef, der Partnerin, dem Nachbarn oder der Lieferantin mag kräftig am Gemüt zehren, in aller Regel finden sich da aber mehr oder weniger angemessene Lösungen. Deutlich komplexer wird es, wenn der Hund etwas tiefer begraben liegt. Und – Hand auf’s Herz: Wem ist nicht schon einmal der Boden kräftig unter den Füßen weggebrochen?

Wenn vermeintlich verlässliche Rahmenbedingungen scheinbar unsicher werden und die vertraute Welt aus den Fugen gerät. Durch Tod, Trennung, Arbeitsplatzverlust. Durch sich recht plötzlich völlig anders verhaltende Märkte. Werte und Einstellungen von Mitarbeitern, Kunden, Lieferanten. Durch bis dato nicht beachtete Entwicklungen und neue Technologien. – Das birgt wirklich Zündstoff.

Veränderte Strukturen

Unlängst brachte es die Geschäftsführerin eines bekannten Tiroler Lebensmittel-Herstellers auf den Punkt: Viele meiner Unternehmerkollegen und –kolleginnen sind in einer ähnlichen Situation: Der runde 50er liegt hinter uns. Die Geschäfte laufen solala. Wie viele von uns in 10 Jahren noch im Geschäftsleben stehen – mit gesicherter Nachfolge – das ist allerdings fraglich. Es fehlt uns einfach an Phantasie, wie und wo wir anpacken könnten.

Schade eigentlich.

Komplexität nimmt zu

Vieles war schon einfacher. Dabei geht es heute längst nicht mehr um „Wissen“ – oder neudeutsch: „Know-How“ – das lässt sich relativ leicht lernen oder kaufen. In vielen Bereichen mangelt es ganz einfach am Mut, sich mit den wirklich wesentlichen Dingen zu beschäftigen. Der – mit Verlaub – recht schlichte Versuch, die Welt durch Zahlen beherrschbar zu machen, hat seine guten Tage hinter sich. Während es in Zeiten relativ stabiler Märkte mit etwas Fingerspitzengefühl und einem Schuss Excel keine allzu große Herausforderung war, die als wichtig eingestuften Kennzahlen einigermaßen sauber herauszurechnen und entsprechend zu optimieren stößt diese Herangehensweise längst an ihre Grenzen: Lange bevor die erforderlichen Daten erhoben und entsprechende Reports erstellt sind, lugt hinter der nächsten Kurve eine neue Herausforderung hervor, mit der … nun ja … wirklich niemand rechnen konnte – und fordert wie ein übermütiges Vorschulkind unsere sofortige Aufmerksamkeit und Reaktion.

Tja. Und „richtig“ sollte diese Reaktion natürlich auch noch sein …

Aussteigen? Nein Danke!

Der Eine oder die Andere mag versucht sein, die Flinte ins Korn zu werfen und sich in scheinbar gemächlichere Gefilde zurück zu ziehen. Ein gemütliches Tages-Cafe vielleicht? Hier ein Lehrauftrag, dort ein Werkvertrag auf selbständiger Basis?

Und schließlich hat man auch noch etwas Erspartes, auf das man bei Bedarf zurückgreifen kann?

Meiner Erfahrung nach entstehen wirklich schwerwiegende Probleme vor allem dann, wenn unser Handeln im krassen Widerspruch mit unseren Einstellungen und Werten steht. Sich für ein lohnenswertes Ziel die Zähne auszubeißen mag zwar in schwierigen Zeiten den einen oder anderen heftigen Seufzer auslösen. Doch schon hinter der nächsten Kurve könnte der ersehnte Durchbruch liegen.

Oder – frei nach Edison: Wieder eine Erfahrung gemacht, wie es nicht funktioniert.

Die Lösung liegt in dir.

Wer sich schon mal in einer langen Durststrecke bewährt hat, kennt das Phänomen. Die „Lösung“ liegt häufig viel näher bei uns, als wir es uns auch nur träumen würden. Was auf den ersten Blick wie ein billiger Slogan aus der Esoterik-Ecke daherkommt, wird von vielen „wandelerprobten“ Persönlichkeiten immer wieder bestätigt.

„Ich komme mit meiner extremen Arbeitsbelastung auch heute – fast zwei Jahre nach unserem Coaching – bestens klar. Es ist mir einfach klar geworden, wofür ich mir das antue. Jetzt kommt es schon mal vor, dass ich an einem Sonntag nach 13,5 Arbeitsstunden den Laptop zuklappe und mich freue, was ich da wieder weitergebracht habe.“

Die Verlockung

Ja. Es gibt eine Menge guter, schlauer, aufwändiger … und höchst ineffizienter Ansätze, die uns vorgaukeln, wir könnten sie „in den Griff“ bekommen: die Komplexität der Zeit, in der wir leben. Doch da gibt es wenig, das wir tatsächlich „in den Griff“ bekommen könnten.

Der wirkliche Stellhebel, mit dem wir tatsächlich etwas bewegen können, liegt in uns selbst. In der Art und Weise, wie wir die Welt wahrnehmen. Daran lässt sich trefflich arbeiten.

Und das verändert alles.

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