Abheben. Vom Verwalter zum Gestalter

Abheben. Vom Verwalter zum Gestalter

© Defranceschi

Berufliches und Privates. Persönliches, Notwendiges, Unvorhergesehenes.

Sie sollten mit Ihrer Aufmerksamkeit überall gleichzeitig sein und erahnen nur, wie sehr dabei das Wesentlichste auf der Strecke bleibt? Sie selbst?

Wenn Ihnen diese Situation nicht ganz unbekannt vorkommt und sie schon bei dem Gedanken an Ihre nächsten Aufgaben ein leises Magenzwicken verspüren, dann ist der folgende Coaching Tipp für Sie genau richtig:

Abheben. Vom Verwalter zum Gestalter

Da hat ein bedeutender Kunde gerade Ihr Angebot angenommen, den Lieferumfang um gut 20% erhöht, Folgegeschäft in Aussicht gestellt – ok, business as usual.

Dann klopft Ihr Mitarbeiter Markus noch schnell an die Türe: Probleme bei diesem Projekt, das schon länger etwas unrund läuft – ok, Meeting heute Nachmittag. Das sollte genügen. Sie haben eh schon eine Idee, wo der Hund begraben liegt.

Und da kommt grad noch die Nachricht mit der Frage, ob Sie auf dem Nachhause-Weg vielleicht noch kurz bei den Schwiegereltern vorbei fahren könnten: Ihre Tochter hatte beim gestrigen Besuch ihr iPad liegen gelassen – ok, das sollte sich ausgehen.

Und fast unbemerkt wird aus einem ganz normalen Arbeitstag ein Hindernislauf, bei dem Sie bestenfalls noch eine Nebenrolle spielen. Verwalter Ihrer Umstände statt Gestalter Ihrer Zukunft.

Aber mal ehrlich: So wirklich prickelnd ist das nicht, oder?

Coaching Tipp: Abheben.

Unsere über lange Jahre angelernten und eingeübten Routinen sind genial. Wir erhalten aus unserer Umwelt ein paar wenige Signale … und ganz intuitiv wissen wir darauf zu reagieren. Wir rufen erprobte „Programme“ ab … und finden auch in wilden, unstrukturierten Situationen einen vernünftigen Umgang …

Moment. Vernünftig? Das ist die Frage …

Denn die meiste Zeit über bewegen wir uns in einem de facto geschlossenen System. Wir erzeugen durch unser Verhalten genau die Art von Herausforderungen, die eben … immer wieder auf uns zukommen.

Das zu wissen macht den Job nicht einfacher, aber spannender.  😉

Schritt 1: Lernen Sie sich kennen

Im Ernst. Glauben Sie wirklich, Sie hätten sich schon – umfassend – kennen gelernt?

Mitnichten. Denn was im Alltag meist unbeachtet im Hintergrund schlummert, tritt erst in besonderen Augenblicken in Erscheinung: Mut – auch wenn wir uns sonst nicht zu den besonders Tapferen zählen. Ideenreichtum – Initiative – eine spontane, richtungsweisende Reaktion, über die wir im Nachhinein selbst erstaunt sind. Weniger Angenehmes natürlich auch: Orientierungslosigkeit, Sprachlosigkeit, Ohnmacht.

Lernen Sie sich kennen. Beginnen Sie noch heute mit einer täglichen kurzen Selbstreflexion. Notieren Sie in kurzen Worten die drei einprägsamsten Erfahrungen des Tages: Worum ist es Ihnen dabei gegangen (Ihre persönlichen Werte), wie zufrieden sind Sie dabei mit sich selbst, welchem Lebens- oder Arbeitsbereich entstammt diese Erfahrung?

Schritt 2: Bleiben Sie bei sich

Und was jetzt? Für viele Menschen ist das Verweilen in einer Erfahrung keine leichte Übung. Denn Getrieben von Erwartungen und einem Weltbild, in dem Leistung mit Bewegung und Gewinn mit Umsatz verwechselt wird, neigen wir dazu, den Augenblick zu meiden.

Horror vacui – die Angst vor der Leere.

Bleiben Sie bei sich. Halten Sie an dieser kleinen Gewohnheit der Selbstreflexion fest – reservieren Sie dafür ein paar Minuten täglich: Etwa vor dem Verlassen des Büros, nach dem Abendessen, vor dem Schlafengehen. Oder im Zug, Bus oder der Straßenbahn. Machen Sie es sich zu einer kleinen, persönlichen Gewohnheit, diese besonderen Erfahrungen des Alltags bewusst wahrzunehmen und sie ein wenig zu vertiefen: Worum ist es mir dabei gegangen? Wie zufrieden bin ich dabei mit mir? Um welchen Lebens-/Arbeitsbereich geht es eigentlich?

Schritt 3: Lassen Sie Neues entstehen

Mit ein wenig Geduld wird sich eine „Entwicklung von Innen“ einstellen, bei der Ihnen Zusammenhänge und Widersprüche auffallen werden: Die unrealistische Erwartungshaltung an sich selbst und andere. Die unlösbare Doppelbotschaft Ihrer Partnerin oder Ihrem Partner gegenüber. Die immer wieder hintangestellte Leidenschaft, die in Ihrem Leben tatsächlich viel zu kurz kommt.

Lassen Sie Neues entstehen. Werden Sie Gestalter Ihres eigenen Lebens. Aber hüten Sie sich dabei vor sinnlosem Aktionismus und dem Ersticken erster zaghafter Impulse durch Pläne und Erwartungen. Wenn Sie nach Jahren musikalischer Abstinenz wieder einmal die verstaubte Gitarre aus Ihren Jugendtagen in Händen halten muss aus Ihnen nicht gleich ein Rockstar werden. Aber wieder einmal das eine oder andere Liedchen zu zupfen könnte Ihnen die Tür aufmachen zu einer ungeahnten Kraftquelle.

Abheben

Und noch was. So richtig abzuheben bedeutet vor Allem: Loslassen des sicheren Bodens – loslassen von vorgefertigten Bildern und Konzepten. Auch wenn in manchen Kreisen immer noch die Meinung vorherrscht, man müsse sich selbst oder andere Menschen zu Höchstleistungen antreiben:

Nur was man gerne macht, macht man wirklich gut.

Und wer den Mut hat, sich selbst und das eigene Verhalten ernsthaft, humorvoll und zuversichtlich in Frage zu stellen, wird neben zu erwartenden Unsicherheiten großen persönlichen Nutzen ernten: Staunen, Lebendigkeit, Vergnügen, Dankbarkeit.

Wetten? 😉

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